Der Schweizer Pop-Veteran DJ Bobo kommt 2012 mit seiner Jubiläumstour „Dancing Las Vegas“ ins Revier. 20 Jahre nach dem Karrierestart wird die Show mutiger – der Sänger steckt im Elvis-Kostüm und jongliert mit einer Prise Erotik. Am Wochenende gab es die Weltpremiere.
Rust.
Wenn er auf der Bühne steht, dann ist für das Schweizer Eurodance-Urgestein DJ Bobo immer Karneval: Bobo als Pirat, Bobo als Vampir, Bobo bunt verkleidet in einer Fantasiewelt. Mit protzigen Kulissen, Feuerfontänen, Papierkonfetti-Explosionen und kunterbunten Kostümen beinhaltet seine Show eigentlich alles, was kleinen Jungs Spaß macht. Dabei ist der 43-Jährigen längst dem Teenie-Alter entwachsen, sein Publikum reicht mittlerweile von Erstklässlern bis Großeltern.
Mit seinem neusten Programm „Dancing Las Vegas“ reist der Schweizer im kommenden Jahr zum Tourauftakt in die König-Pilsener-Arena nach Oberhausen (27. April 2012). In Rust bei Freiburg gab es am Wochenende für ausgewählte Gäste schon vorab die Uraufführung. Und siehe da: DJ Bobo ist erwachsener geworden.
20 Jahre nach „Somebody Dance With Me“
Mit seinem Erstlingshit „Somebody Dance With Me“ brachte DJ Bobo Anfang der 90er Jahre die kurze, aber heftige Welle des Eurodance ins Rollen. 20 Jahre später erobert der gelernte Bäcker noch immer regelmäßig die Spitzenpositionen der Charts. Während manche seiner Hitparaden-Kollegen dieser Epoche heute eher Supermärkte eröffnen, füllt der ehemalige Disk-Jockey, der im bürgerlichen Leben René Baumann heißt, weiter die großen Arenen – zieht alle zwei Jahre auf Tournee.
Die glitzernde Glücksspielmetropole in der Wüste Nevadas hat den Schweizer nun ins Grübeln gebracht. „Ich wollte die Show zu meinem 20-Jährigen nicht einfach platt eine Jubiläumstour nennen“, sagt DJ Bobo. „So heißt das doch höchstens bei den Flippers.“
Mit sechs Freunden flog der Sänger in die USA. Bobo: „Wir haben uns inspirieren lassen.“ Die Verbindung zur eigenen Show ergab sich schnell. „Las Vegas steht für Entertainment und DJ Bobo für Tanz. Das passte einfach.“ Ein komplettes Jahr wurde geplant, fünf Monate am Bühnenbild geschraubt, das mit greller Neonschrift, großen Engels- und Teufelsfiguren (Bobo: „Die beiden Seiten von Vegas“) und Roulette- und Kartensymbolen dekoriert ist. Kein billiger Spaß: Rund 3,5 Millionen Euro hat die gesamte Tourausrüstung samt Technik nach Angaben des Managements gekostet. Die Anlage muss in gleich acht Trucks transportiert werden.
„Es ist eine Prise sexy, ohne billig zu wirken“
Die Show selbst ist knallbunt. Eine richtige Geschichte gibt es nicht. Es ist wie eine bunte Tüte mit Süßigkeiten. Alte und neue Hits werden schmackhaft gemischt, verpackt mit tänzerischem Prunk, knalligen Pyroeffekten und A-capella-Einlagen. Während die bisherigen Shows äußerst familienfreundliche Gute-Laune-Partys waren, wagt sich Bobo in Vegas zusätzlich an das Thema Erotik – zumindest vorsichtig: „Vegas steht auch hierfür – also ist zum ersten Mal eine Prise Erotik mit dabei, obwohl wir vorher gründlich überlegt haben.“
Die Duschszene aus dem Film „Flashdance“, Bobo coverte auch den passenden Giorgio-Moroder-Titel „What a Feeling“, wird in ein sinnlich-feuriges Tanzduell eines Pärchens verpackt. Dem Premieren-Publikum in Rust gefällt’s. Bobo: „Es ist sexy, ohne billig zu wirken.“
Ansonsten setzt „Dancing Las Vegas“ auch auf Bewährtes: Mitsingklassiker, wie „Take Control“, „Pray“ oder „Freedom“, werden von fachlich ausgezeichneten Tänzerinnen und Tänzern begleitet. Auf ausgeleierten Videoaufnahmen und vergilbten Fotos sehen die Fans auf der Leinwand noch einmal den Karrierestart des Schweizers – das wirkt nicht nur außerordentlich sympathisch, sondern ist auch mit einer gesunden Portion Eigenironie gespickt.
Zuletzt schlüpft DJ Bobo noch ins Elvis-Kostüm und lässt mit „Viva Las Vegas“ das Publikum gedanklich an die Roulette-Tische der Wüstenstadt reisen. Ein wenig Spielerei gehört bei DJ Bobo einfach dazu.