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Der Robin Hood des Alltags

Der Robin Hood des Alltags

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In der TV-Serie „Leverage“ ist Timothy Hutton ein trickreicher Meisterdieb – im Leben abseits der Kamera ein stiller Mensch.

Köln. 

Kräftig ist der Händedruck, freundlich das Gesicht mit dem Dreitage-Bart. Aber davon darf man sich nicht täuschen lassen. Schnell ein Blick auf das Handgelenk, ein kurzer Griff in die Gesäßtasche. Uhr noch da, Geldbörse an ihrem Platz?

Man kann nicht vorsichtig genug sein. Schließlich verdient der Mann, der sich zur Begrüßung aus dem Sofa in der Kölner RTL-Zentrale drückt, sein Geld als Meisterdieb Nathan Ford. Das macht er zwar nur in der TV-Serie Leverage (montags 22.10 Uhr, V0X), aber für diese Rolle – heißt es – sei Timothy Hutton bei einem echten Gentleman-Gauner in die Schule gegangen. „Stimmt“, sagt der 51-jährige und lächelt. Aber zum Klauen fehle ihm im echten Leben das Talent.

Bereits beim ersten Film gab’s einen Oscar

Er hat das ja auch gar nicht nötig. Schließlich ist er schon seit 30 Jahren im Geschäft. Und gleich mit seinem ersten Film hat er geschafft, was anderen in ihrem ganzen Schauspielerleben nicht gelingt. Einen Oscar zu kriegen. 1981 hat Timothy Hutton ihn bekommen. Für die beste Nebenrolle in Robert Redfords „Eine ganz normale Familie“. Das ist ungefähr so, wie bei der ersten Turnierteilnahme Weltmeister zu werden. Motivationsprobleme habe er dennoch nie gehabt. „Ich hatte das Glück, immer in guten Filmen mitspielen zu können.“

In guten vielleicht, in erfolgreichen nicht immer. Denn nach den „Kadetten von Bunker Hill“ und „Der Falke und der Schneemann“ gab es finanziell diverse Enttäuschungen an der Kinokasse. Ein Umstand, mit dem Hutton offenbar gut leben kann. Ob Programmkino-Film oder potenzieller Block-Buster, der zweifache Vater nimmt sich die Freiheit zu spielen, was ihm gefällt. „Das Skript muss stimmen.“ Meist stimmt es, wenn es darin eine Rolle gibt, in der es um einen intellektuellen Typen geht, den jede Menge Probleme plagen.

Wie Ocean’s Eleven

Auch im wahren Leben wirkt er nicht unbedingt wie eine Stimmungskanone. Sehr höflich ist er, lächelt aber wenig. Ruhig und überlegt antwortet er, bei Fragen zu seinem Privatleben schweigt er meistens. Und das nicht erst, seit er sich 2009 von seiner zweiten Frau Aurore Giscard d’ Estaing getrennt hat, einer Nichte des ehemaligen französischen Präsidenten Valerie Giscard d’ Estaing, mit der er einen gemeinsam Sohn hat. Genau wie mit der Schauspielerin Debra Winger, mit der er in den 80er Jahren verheiratet war. Gründe für die Trennung sind ebenso unbekannt wie Skandale oder Affären.

Nur wenn es um „Leverage“ geht dann blüht er auf. Die Figur des Nathan Ford, sagt er, habe ihn „sofort begeistert“. Der ehemalige Versicherungsagent, der nach dem Tod seines Kindes zu einer Art Robin Hood des 21. Jahrhunderts wird und mit einem Team von kriminellen Spezialisten Menschen hilft, denen man Unrecht getan hat, beschäftigt ihn nun schon seit mehreren Jahren, und ein Ende ist nicht in Sicht. Vielleicht, versucht Hutton den Erfolg zu erklären, „liegt es daran, dass die Menschen auch im echten Leben gerne jemanden hätten, der ihnen beisteht, wenn die Behörden sie im Stich lassen“. Mit Köpfchen und im Stil von „Ocean’s Eleven“ oder „Der Clou“. Vielleicht, sagt er später, liegt es aber auch daran, „dass die Chemie zwischen den Hauptdarstellern so gut ist“.

Gute Gesellschaft

Vom Film- zum TV-Serienstar. Kiefer Sutherland ist diesen Weg in „24“ gegangen und Glenn Close in „Damages“. Hutton befindet sich in guter Gesellschaft. Überhaupt ist eine Hauptrolle im TV alles andere als ein Abstieg für den gebürtigen Kalifornier. Nicht etwa, weil das Fernsehen vor allem in den USA mittlerweile oft keinen Vergleich mehr mit dem Kino scheuen muss, sondern „weil eine Rolle, die über so viele Folgen angelegt ist, einem Schauspieler ganz neue Möglichkeiten eröffnet“.

Über Köln ist der Abend angebrochen. Zum Abschied gibt es wieder einen kräftigen Händedruck und ein freundliches Lächeln. Die Uhr bleibt am Handgelenk, die Geldbörse in der Tasche. Sind auch Kleinigkeiten, die selbst den TV-Nathan angeblich nicht mehr interessieren. „Unsere Aktionen“, verspricht Hutton, „werden von Folge zu Folge spektakulärer“.