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Kahn hat das WM-Finale von 2002 abgehakt

Kahn hat das WM-Finale von 2002 abgehakt

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Pretoria. 

30. Juni 2002, Yokohama: DFB-Torhüter Oliver Kahn unterläuft ein schwerer Patzer bei der Finalniederlage gegen Brasilien. Doch acht Jahre später misst er dem Turnier „keine große Bedeutung“ mehr bei.

Die Bilder sind bis heute unvergessen. Minutenlang stand, lehnte und kauerte Oliver Kahn nach dem Spiel apathisch am Torpfosten, weder seine Mitspieler noch Teamchef Rudi Völler konnten den deutschen Torhüter und Kapitän aufrichten. Kurz zuvor war der Traum der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vom vierten Stern auf dem Trikot zerplatzt.

Als Außenseiter stand der dreimalige Weltmeister Deutschland an jenem 30. Juni 2002 in Yokohama gegen Rekordtitelträger Brasilien im Endspiel der WM – in Asien verglühte der Stern nicht zuletzt wegen eines folgenschweren Patzers von Kahn. Brasilien gewann am Ende 2:0 (0:0), Deutschland wurde als Vizeweltmeister dennoch von den eigenen Fans gefeiert.

„Auch wenn man es nicht glauben mag, aber das WM-Turnier 2002 hat in meinem Leben keine große Bedeutung mehr“, sagte Oliver Kahn dem Sport-Informations-Dienst. Der trotz seines Fehlers vor dem 0:1 zum besten Torwart und zum besten Spieler des Turniers gewählte DFB-Kapitän hat das Finale schon lange abgehakt, aber dennoch gute Erinnerungen an die erste WM auf asiatischem Boden.

„Spielerisch nicht so stark wie heute“

„Wir hatten 2002 auch im Vorfeld des Turniers einige verletzte Spieler, die absagen mussten, aber dann in Südkorea und Japan eine sehr erfahrene Mannschaft. Uns hatte man im Vorfeld nicht so viel zugetraut, aber wir haben es dann geschafft, uns auch dank vieler deutscher Tugenden bis ins Finale zu kämpfen“, sagt Kahn. Im Vergleich zur DFB-Auswahl 2010 sagt er: „Spielerisch waren wir sicher nicht so stark wie die heutige Mannschaft.“

Der dreimalige Welttorhüter, der am Kap für das ZDF als Experte auch die Spiele seiner Nachfolger analysiert, wird in diesen Tagen immer wieder auf das Finale vor acht Jahren angesprochen. „Das ist ganz normal, das war schon bei den vergangenen großen Turnieren so“, berichtet der 41-Jährige. Albträume, versichert er, habe er wegen dieses schwülen Sommerabends im International Stadion der japanischen Millionen-Metropole keine mehr.

Bis zur 67. Minute dieses Finales galt Kahn als unfehlbar – doch dann passierte es: Einen Schuss von Rivaldo konnte er nicht festhalten. Der Unfehlbare beging nur diesen einen Fehler in Asien – und wurde hart bestraft. Ronaldo holte sich den Abpraller und erzielte das 1:0.

Die Brasilianer nutzten anschließend gleich ihre nächste Chance zum 2:0, und wieder war es Ronaldo, der diesmal unhaltbar von der Strafraumgrenze die deutsche Niederlage besiegelte. Dass Deutschland sein bestes Turnierspiel abgeliefert hatte und Bernd Schneider sogar als „weißer Brasilianer“ geadelt wurde, konnte Kahn damals nicht trösten.

Auf dem Platz verarbeitete der Bayern-Torwart, der ab der 52. Minute nach einem Tritt Ronaldos mit einem Bänderriss im Finger gespielt hatte, ganz alleine seinen Frust. Und noch in der Nacht nach dem Spiel verkündete er trotzig, bis zur WM 2006 in Deutschland weitermachen zu wollen.

Solch eine Entscheidung musste Miroslav Klose nicht treffen. Bei seiner ersten WM hatte er bis zum Endspiel bereits fünf Treffer erzielt, als einziger Spieler von 2002 gehört er auch in Südafrika noch zu den Stützen der DFB-Auswahl. Michael Ballack, der damals im Finale gesperrt und durch Jens Jeremies ersetzt worden war, ist verletzungsbedingt am Kap nicht dabei.

„Die Mannschaften von damals und heute kann man nicht vergleichen. Damals haben wir vornehmlich auf unsere sogenannten deutschen Tugenden gesetzt, heute verbinden wir spielerische Klasse mit Kampf und Leidenschaft“, sagte Klose. Der WM-Torschützenkönig von 2006 erinnert sich aber gerne an seine erste Weltmeisterschaft: „Das war eine tolle Erfahrung und ein unvergessliches Erlebnis, zudem sind wir ja auch als Vizeweltmeister gefeiert worden.“ (sid)