Veröffentlicht inSport

Görges folgt Petkovic, Mayer blamiert sich in Wimbledon

Görges jubelt in Wimbledon, Mayer blamiert sich

imago08044442m.jpg
Julia Görges gewinnt mit 7:6 (12:10), 6:2 gegen die Französin Mathilde Johannsson und folgt damit Andrea Petkovic in die dritten Runde der 125. All England Championships in Wimbledon. Görges trifft jetzt auf Dominika Cibulkova (Slowakei).

London. 

Florian Mayer erlebte eine der größten Blamagen seiner Karriere, Sabine Lisicki eine Sternstunde: Nachdem Andrea Petkovic und Julia Görges bei den 125. All England Championships in Wimbledon in die dritte Runde eingezogen waren, marschierte Lisicki mit einem gewaltigen Paukenschlag hinterher. Die Berlinerin besiegte in einem hochklassigen Match auf dem Centre Court und nach der Abwehr von zwei Matchbällen die Weltranglistendritte und French-Opengewinnerin Li Na aus China mit 3:6, 6:4, 8:6. „Es ist einfach unglaublich“, sagte sie mit bebender Stimme. Görges hatte zuvor 7:6 (12:10), 6:2 gegen die Französin Mathilde Johansson gewonnen.

Ehe Lisicki nach ihrem eigenen dritten Matchball erst auf dem Rasen niederkniete und anschließend in Tränen ausbrach, war Mayer wie ein geprügelter Hund vom Außenplatz 17 geschlichen. „Das war eine der schlimmsten Niederlagen meiner Karriere“, gestand er nach dem 6:1, 3:6, 2:6, 2:6 gegen Xavier Malisse (Belgien). „Kläglich“, sei das gewesen, jammerte der an Nummer 20 gesetzte Bayreuther, im ersten Satz erst „Weltklasse“, danach nur noch „Kreisklasse“. Eine Erklärung dafür hatte der 27-Jährige nicht parat. In nur 95 Minuten ging er unter, „so etwas habe ich noch nie erlebt“, berichtete Mayer, „ich wollte kämpfen, aber ich war total blockiert.“

Von den 13 gestarteten deutschen Herren scheiterte am vierten Turniertag damit auch der letzte verbliebene. Erstmals seit 1987, als Boris Becker als Titelverteidiger in der zweiten Runde gegen Peter Doohan (Australien) verlor, steht damit kein deutscher Spieler in Wimbledon in der dritten Runde. „Es hätte besser laufen können“, sagte Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen lapidar bei Sky. Eine Woche vor Wimbledon hatte Philipp Kohlschreiber (Augsburg) noch das Finale des Rasenturniers in Halle gewonnen – gegen Philipp Petzschner (Bayreuth). Der Rasen dort sei aber anders als jener im Wimbledon, sagte Kühnen.

Lisicki dagegen ließ sich in einem hochklassigen Match gegen Li auch durch kleine Rückschläge nicht beirren. Die Berlinerin spielte gegen die Nummer drei der Welt auf Augenhöhe, hielt gegen Li bereits im ersten Satz gut mit, gewann nervenstark den zweiten, und riss beim offenen Schlagabtausch im dritten ein scheinbar bereits verlorenes Match noch herum. Beim Stand von 3:5 wehrte die Nummer 62 der Weltrangliste zwei Matchbälle ab, überstand danach zwei weitere Aufschlagverluste, nahm der Chinesin zum 7:6 den Aufschlag ab und profitierte nach 2:11 Stunden davon, dass Li einen Longline-Ball ins aus schlug.

Zumindest bei den ursprünglich sechs gestarteten deutschen Damen läuft es noch gut, auch wenn es Julia Görges hätte einfacher haben können. Im Tiebreak des ersten Satzes ließ sie freilich beim Stand von 6:2 drei Satzbälle aus, und dann kam Pech dazu: Ein Ball von Johansson, den nicht nur die Bad Oldesloerin im Aus wähnte, der ihr das 7:5 und damit den Satzgewinn gebracht hätte, wurde von der Stuhlschiedsrichterin gut gegeben. „Das war ein bisschen überraschend“, berichtete Görges, sie behielt aber die Nerven: „Es war wichtig, dass ich den ersten Satz noch gewonnen habe.“

Viel leichter war Görges ihr Auftaktmatch von der Hand gegangen. „Das war die beste erste Runde, die ich bislang bei einem Grand-Slam-Turnier gespielt habe“, sagte sie nach ihrem überzeugenden 6:3, 6:0 gegen die Spanierin Anabel Medina Garrigues. Nur 71 Minuten hatte die deutsche Nummer zwei benötigt – so viel wie für den ersten Durchgang gegen Johansson. Gegnerin von Görges in der dritten Runde ist nun Dominika Cibulkova (Slowakei), ein schwerer Brocken: Cibulkova stand bei den French Open 2009 schon mal im Halbfinale, bei den US Open 2010 im Viertelfinale und ist als derzeit 24. im WTA-Ranking in etwa die Gewichtsklasse von Görges.

Auch Andrea Petkovic hat erneut eine lösbare Aufgabe vor sich. Nach dem mühsamen Zweitrundensieg gegen Stepahnie Dubois aus Kanada (6:3, 4:6, 6:3) spielt die deutsche Nummer eins nun gegen Xenia Perwak aus Russland. Erregt war Petkovic am späten Mittwochabend aber trotzdem: Ihr Match war wegen des Regens zunächst nicht mit fester Uhrzeit und Platzeinteilung angesetzt gewesen, dann gab es Probleme mit der Benachrichtigung und dem Platz fürs Einspielen. „Das war schlecht organisiert“, schimpfte die Darmstädterin.

Der Ärger vor dem Match hatte durchaus seine Auswirkungen auf das Match. „Ich war schon genervt, als ich auf den Platz ging“, bekannte Petkovic, „aber es ist ja nochmal gut gegangen.“ (sid)