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Acquistapace hat seine Chance beim VfL Bochum genutzt

Acquistapace hat seine Chance beim VfL Bochum genutzt

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Foto: Bongarts/Getty Images

Belek. 

So schnell kann das gehen. Vor einem Jahr bereitete sich Jonas Acquistapace noch mit den Amateuren auf die Regionalliga-Rückrunde vor, jetzt sitzt er im „Cornelia Diamond“-Palast im türkischen Belek. Cool und entspannt wirkt er, nicht nur beim Latte Macchiato in seinem ersten Wintertrainingslager mit den Profis. Daran hat sein „steiler Aufstieg“, so der 22-Jährige, nichts geändert. Auf eine Profikarriere, sagt er sinngemäß und man nimmt es dem intelligenten Sportstudenten der Ruhr-Universität ab, habe er sein Leben nie komplett ausgerichtet: Etwas „Glück“ gehöre dazu, „und dann muss man die Chance nutzen, die man bekommt.“

Er hat sie genutzt.

Der Innenverteidiger, aufgewachsen in Soest, machte seinen ersten großen Satz nach vorne mit 14, als er zu LR Ahlen (heute Rot-Weiß Ahlen) in den höchstklassigen Jugendfußball wechselte, dort mit längst millionenschweren Typen wie Marco Reus oder Kevin Großkreutz zusammenspielte. In der A-Jugend der „nächste Schritt“, als er zum VfL ging und danach drei Jahre in der zweiten Mannschaft spielte – wenn er denn durfte. Acquistapace wandelte zwischen Leistungsträger, Bank und Tribüne. Dennoch versichert der 1,90 m lange Schlacks, der auch als Model für sportliche Jugend-Mode taugen würde: „Bei mir ging es langsamer, aber stetig bergauf. Es ist bisher optimal gelaufen.“

Seit Sommer zählt Acquistapace zum Stamm

Sein „Glück“ war das Pech anderer: Patrick Fabian zog sich einen Kreuzbandriss zu, Mergim Mavraj hatte den Klub im Winter verlassen, Ex-Trainer Friedhelm Funkel holte ihn zu den Profis. Als Anthar Yahia ausfiel, gab er sein Debüt an der Seite von Routinier Marcel Maltritz, in Paderborn im April (0:0). „Das war ein Riesenerlebnis“, erzählt er – und für ein Spiel war seine Coolness der „totalen Aufregung“ gewichen. „Ich habe mir Gedanken gemacht, was ich mit einem Patzer alles kaputt machen könnte.“ Es ging gut.

Und ist längst Geschichte. Seit Sommer zählt er zum Stamm des Kaders, und als sich Lukas Sinkiewicz erneut verletzte, spielte er sich in die Startelf. Zunächst in Dresden, seit dem neunten Spieltag, dem 2:1 gegen Duisburg, ist er neben der „Riesenhilfe“ Maltritz gesetzt. „Jonas hat eine gute Entwicklung genommen, die aber noch nicht zu Ende ist“, sagt Trainer Andreas Bergmann. Defensiver Kopfball, Schnelligkeit, Spielaufbau zählen zu seinen Stärken – wobei er noch robuster und „handlungsschneller“ sein müsse. Und zwischen Risiko- und Sicherheitspass muss er noch besser „abwägen“, meint Acquistapace selbst, auch wenn er seine Fehlpassquote schon reduziert hat.

Eine Frage der Erfahrung. Weshalb Bergmann sagt: „Ich hoffe, er wird sich auch in der kommenden Saison bei uns weiter entwickeln.“

Acquistapace gibt sich auch in der heiklen Vertragspoker-Frage recht relaxed. Als einzige Stammkraft ist er noch immer Vertragsamateur, ein Angebot vom VfL liegt seit Wochen vor: zwei Jahre ab Sommer. Bis Anfang Februar will Sportvorstand Jens Todt eine Entscheidung haben. Acquistapace sagt: „Es geht noch um ein paar Details, bei denen wir uns aufeinander zu bewegen müssen. Das entwickelt sich, ich empfinde da keinen Druck.“ Der VfL muss sparen – Geld, sagt der von Axel Sundermann und Thomas Vogel beratene Acquistapace zwar, sei für ihn bei seinem ersten Profivertrag „nebensächlich“, aber letztlich sollten „die Vorstellungen für beide Seiten zufriedenstellend erfüllt sein“.

Es gibt keine anderen Angebote

Die sportliche Perspektive und auch das Umfeld – Acquistapace wohnt mit Freundin Kira in Bochum, Bruder Mario und viele Freunde studieren hier – sprechen für eine Zukunft beim VfL, zumal es keine anderen Angebote gibt.

Ein „schönes Gefühl“ jedenfalls sei es, sagt Acquistapace, in der 2. Liga, in den „großen Stadien“ spielen zu dürfen. Die Premieren-Nervosität hat er längst abgelegt – und will sich weiter steigern, „Fehler abstellen, die man macht, wenn man noch frisch dabei ist“, sagt der Hobby-Skater. „Man darf sich nie ausruhen.“