Bochum.
Nach dem dramatischen Tod eines Party-Gastes in Bochum redet ein Türsteher aus NRW Klartext.
In der Nacht zum 10. April ist während einer Techno-Party im Ruhrcongress Bochum ein Mann (41) ums Leben gekommen. Zuvor ist er mit einem Türsteher (42) in Streit geraten, weil er davor von der Party geflogen war und wieder in die Halle wollte. Es kam zu Handgreiflichkeiten. Ein Security-Mitarbeiter fixierte ihn. Die Folge: Der Mann aus Bochum kollabierte, er kam ins Krankenhaus.
Bochum: Party-Gast stirbt – jetzt packt ein Türsteher aus
Nach mehrstündiger Reanimation ist er verstorben. Gegen den Türsteher ist U-Haft angeordnet worden, es wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Jetzt spricht ein erfahrener Security-Mitarbeiter aus der Veranstaltungsszene gegenüber DER WESTEN Klartext. Er klärt auf, mit welchen Problemen Türsteher heute konfrontiert und warum die heutigen Party-Gänger viel aggressiver im Vergleich zu früher geworden sind!
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Das ist die Stadt Bochum:
- erste urkundliche Erwähnung im Jahr 890
- mit rund 365.000 Einwohnern (Stand: Dezember 2020) die sechstgrößte Stadt in NRW
- besitzt sechs Stadtbezirke
- Sehenswürdigkeiten unter anderen: Deutsches Bergbau-Museum, Kemnader See, Eisenbahnmuseum
- Oberbürgermeister ist Thomas Eiskirch (SPD)
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Tümer A.* (*Name geändert) kommt aus NRW, ist Mitte 20, macht den Job des Türstehers schon seit acht Jahren. Die Mehrheit seiner Einsätze sind im Ruhrgebiet. Inzwischen ist er nicht „nur“ Türsteher, sondern auch für die Security-Leitung von ganzen Veranstaltungen in Discotheken oder Tanzhallen zuständig. Neben seiner langen Erfahrung ist er auch ein IHK-zertifizierter Objekt- und Veranstaltungsüberwacher. Er will anonym bleiben, weil man sich in der Szene kenne und er keine üble Nachrede riskieren wolle, so A. gegenüber DER WESTEN.
Security-Mitarbeiter nach Bochum-Fall: „Leute sind heute viel aggressiver als früher“
Die Kritik an den vermeintlich „aggressiven“ und „bösen“ Türstehern will er so nicht stehen lassen, sagt: „In den letzten Jahren haben sich die Anzeigen von Gästen gegenüber Security-Mitarbeitern gehäuft. Dabei ist eines klar zu beobachten: Der Gast von heute ist viel aggressiver als der Gast von vor fünf Jahren. Es ist leider so, dass unsere Gesellschaft verroht. Wir sind in unserem Beruf großen Gefahren ausgesetzt, fast jeder hat inzwischen ein Messer in der Tasche. Das müssen Außenstehende wissen.“ Auch Frauen würden seiner Beobachtung nach öfter belästigt.
A. weiter: „Ein Problem sind auch Drogen. Wir erkennen relativ schnell, ob jemand Drogen eingenommen hat und Einlass wünscht. Diese Leute lassen wir niemals durch, woraufhin sie dann aggressiv reagieren, auch handgreiflich werden und uns bedrohen.“ Ein krasser Fall habe er im Ruhrgebiet erlebt, als er einen Betrunkenen nicht in den Club gelassen habe.
Bochum: Türsteher warnt davor, an falscher Stelle zu sparen
Tümer A.: „Dass wir danach bedroht werden, ist leider Alltag. Doch der Kerl ist tatsächlich nach einer Stunde mit acht Freunden zurückgekehrt, die mit Schlagstöcken bewaffnet waren. Es kam zur Schlägerei zwischen denen und unserem Team. Das gehört leider dazu, da braucht sich niemand die Augen zu reiben. Wir sind keine Schläger, dürfen und können in diesen Situationen aber nicht einfach weglaufen. Wer schützt dann die Örtlichkeit und vor allem die anderen friedlichen Gäste?“
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Dass jetzt in Bochum ein Gast nach einer Auseinandersetzung mit einem Türsteher ums Leben gekommen ist, hält der Security-Experte für tragisch. A. mahnt aber auch gegenüber DER WESTEN: „Generell ist es leider so, dass viele Veranstalter das Thema Sicherheit an günstige Subunternehmen auslagern. Die wiederum wollen mehr Profit und vermitteln unerfahrenes oder unqualifiziertes Personal. Wenn Leute an der Tür stehen, die schnell austicken oder nicht deeskalierend einwirken können, haben sie nichts an der Tür zu suchen.“
Er appelliert daher, nicht an der falschen Stelle zu sparen: „Gerade bei großen Veranstaltungen kann schnell was passieren. Da muss man trotz allem kühlen Kopf bewahren und eine gewisse Erfahrung aufweisen. Gute Leute kosten aber nun mal mehr als ungeschultes Personal, wie in allen Branchen eben. Sollte aber aus Profitgründen dann doch etwas Schlimmes wie jetzt in Bochum passieren, sind der Aufschrei und die Wut natürlich groß. Das sollten sich alle Veranstalter vor Augen führen.“ Es bleibt zu hoffen, dass schon bald ein Umdenken in der Branche stattfindet. Damit so schreckliche Ereignisse wie in Bochum nicht erneut geschehen…
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