Und auch die Zeugenaussage von Esras zweiter Schwester (29) war von Tränen begleitet. Sie erzählte, dass sie Samir B. vom ersten Moment an unsympathisch fand. Sie habe ihre Schwester, zu der sie zuvor ein sehr inniges Verhältnis hatte, kaum noch gesehen, nachdem sie mit ihm zusammengekommen war.
Das tat sie noch gefasst. Als der vorsitzende Richter Jörg Schmitt aber danach fragte, wie sie vom Tod ihrer Schwester Esra erfuhr, rollten die Tränen. „Meine andere Schwester hat mich angerufen, als ich auf der Arbeit war“, schluchzte sie.
Zuvor war sie noch um die Wohnung von Esra und Samir gelaufen – in Sorge, weil sie und ihre Mutter tagelang nichts von ihr gehört hatten.
Als ihre Schwester ihr offenbarte, dass Esra getötet worden war, fuhr sie sofort zur Wohnung. „Ich habe geschrien, wollte in die Wohnung. Aber sie ließen mich nicht“, berichtet die 29-Jährige. Danach kollabierte sie, kann sich nur noch an wenig vom Rest des Tages erinnern.
Richter Schmitt fragte sie, wie es dem Sohn der Getöteten ginge. Sie atmete zweimal tief durch und erzählte eine Geschichte, die allen im Gerichtssaal einen Kloß in den Hals trieb. „Letztens haben wir zusammen einen Film geguckt, in dem eine Frau reanimiert wurde. Da sagte er: ‚Wir müssen Mama wieder ausgraben. Dann können wir das auch mit ihr machen‘.“
Stille im Saal, viele kämpften mit den Tränen. Esras Schwester erzählte weiter über ihren Neffen, der zum Tatzeitpunkt mit seiner Oma im Urlaub war. „Er hat uns gesagt: ‚Wenn ich nicht in der Türkei gewesen wäre, hätte ich Mama beschützen können.‘“
Diese Details aus dem Leben der Familie lassen erahnen, wie schwer der Verlust von Schwester, Tochter und Mutter Esra C. wiegt.