- Morgens kommen zum Glühweinstand die Renter für ihren Eierpunsch
- Mittags sind es Schüler auf „Klassenausflug“
- Abends ist das Publikum gemischt. Ärger gibt es aber kaum
Essen.
Ob Glühwein, Feuerzangenbowle oder Drachenglut. Der Weihnachtsmarkt ist immer auch ein Geschäft mit Zuckerwasser mit reichlich Umdrehungen. Doch wer sich da den heißen Punsch in den Rachen kippt, ist immer unterschiedlich – je nachdem wann du auf dem Weihnachtsmarkt aufschlägst
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Wir haben uns wir dich mal umgeschaut: Diese Typen von Menschen hast du garantiert schon an jedem Glühweinstand gesehen.
Der Vormittag
Vormittags dominiert der Eierpunsch. Dann kommen die Omis, im besten Sonntagsdress, und trinken immer genau ein (!) Glas. Mehr nicht, schließlich sind sie nicht nur einmal auf dem Weihnachtsmarkt, sondern Wiederholungstäter.
Und dabei werden sie von den Frühschichten der Glühweinstände richtig ins Herz geschlossen. „Wir hatten eine Omi, die kam jeden Morgen und trank ihren Eierlikör. Jedes Jahr. Irgendwann kam sie nicht mehr und wir hatten wirklich Sorge, sie sei vielleicht gestorben. Ein Jahr später war sie wieder da, sagte, sie habe es mit dem Herzen und Alkohol ginge nicht mehr. Jetzt trink sie Alkoholfreien“, erzählt Heike Bauer von Apfelglühweinstand auf dem Kennedyplatz.
Der Mittag
Mittagspausen werden zur Weihnachtszeit nicht nur zur Nahrungsaufnahme, sondern auch zur Flüssigkeitszuvor genutzt. Am Glühweinstand geben sich dann Frisör, Banker und Beamte die Klinke und das Glas in die Hand. Wie danach noch gearbeitet werden kann? Fragt sich manchmal auch der ein oder andere am Ausschank.
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Aber Wein und die Muse vertragen sich ja bekanntlich ziemlich gut.
Je mehr es Richtung Weihnachten geht, umso eher kommt dann noch eine weiterer Weihnachtsmarkt-Typus hinzu: Die Berufsschüler. 18 Kakao und drei Glühwein für die volljährigen Schüler später zückt der Lehrer dann den Quittungsblock. War ja schließlich eine Klassenfahrt.
Der Nachmittag
Langsam wird’s muckelig auf dem Weihnachtsmarkt. Die Sonne geht aus, die Lichter an. Jetzt mischt sich das Publikum: Studenten, die Schüler vom Mittag – diesmal Glühwein statt Kakao, Eltern, Rentner – doch ein zweiter Eierpunsch? Und Asiaten.
Der deutsche Weihnachtsmarkt ist in China ein echter Renner, Touristen und Austauschstudenten wollen sich jetzt ein Bild von traditioneller deutscher Weihnacht machen. Zwischen Rock’n’Roll-Christmas Cover, Duftkerze und Weihnachtskitsch, bestellen sie also den ersten Glühwein ihres Lebens.
Zaghaft erst, dann wohl bekommt’s. Nur das Konzept des Pfands zu erklären, kostet etwas Lebenszeit. Gānbēi!
Der Abend
Am Abend ist Geduld gefragt. Nicht nur für den Gast in der Schlange, sondern auch für die Bedienungen. Da drängen sich 30 oder mehr trinkdurstige Gestalten an die schmalen Tresen. Jeder will anstoßen, jeder sein Stück Weihnachtszeit.
„Ich liebe diesen Stress“, sagt Heike Bauer. Ok, wenn sie nicht auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein und Bratäpfel verkauft, ist sie Krankenschwester im OP. Da macht einem das Gewusel auch nichts mehr. Und anders als im Krankenhaus, lächeln die Menschen am Abend meist. Kommt auf dem OP-Tisch dann doch seltener vor.
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Und wenn dann zu später Stunde ein Junggesellenabschied noch um einen Nachschub nach Ladenschluss bettelt, eine Bedienung dann und wann ein Auge zu und nochmal Nachschub in die Hand drückt, gehen trotzdem um 22 Uhr auf dem Markt die Lichter aus.
Bis der nächste Tag beginnt. Sicherlich mit einer netten Omi. Und ihrem einen (!) Eierpunsch.
