Immer mehr deutsche Firmen holen ihre Produktion nach Deutschland zurück. Wie der Pfannenhersteller Berndes aus Arnsberg. Mangelnde Qualität oder Angst vor billigen Kopien spielten bei der Entscheidung allerdings keine Rolle.
Arnsberg.
Das Einzige, was bei der Bonanza Erinnerungen an die legendäre Westernserie aus den 60ern weckt, ist ihr Holzgriff. So müssen wohl auch die Pfannen ausgesehen haben, die die Cartwrights auf ihrer Ponderosa benutzt haben. Bonanza ist ein Bräter, ein Topf, eine ganze Kochgeschirr-Serie. Seit 35 Jahren wird Bonanza fast unverändert hergestellt, von der Firma Berndes. In China und anderswo ist sie der Renner. Vor allem, weil „Made in Germany“ draufsteht. „Asiaten suchen nach Firmen, die authentisch und bodenständig sind“, sagt Berndes-Geschäftsführer Marcus Linnepe.
Auch deshalb ändert das Unternehmen seine Strategie. Statt nur in China zu produzieren, will die Firma dort künftig mehr verkaufen. Und einen Großteil der Produktion zurück nach Deutschland holen.
Kein Einzelfall: Immer mehr Firmen überdenken ihr Engagement in Fernost. Sie geben sich nicht damit zufrieden, in China für den deutschen oder europäischen Markt zu produzieren. „Es wird niemand um einen Markt mit 1,2 Milliarden Menschen herumkommen“, sagt Wulf-Christian Ehrich, Leiter des Bereichs Außenwirtschaft bei der Industrie- und Handelskammer Dortmund. Im Kammerbezirk pflegen 200 der 4000 Unternehmen geschäftliche Kontakte mit China, rund 90, so schätzt Ehrich, sind mit einer eigenen Niederlassung in der wohl am schnellsten wachsenden Volkswirtschaft der Welt vertreten. Und: „Auch die Chinesen bemerken, dass sie nur dauerhaft wettbewerbsfähig sind, wenn sie nicht die Billigheimer der Welt sind, sondern auf Qualität setzen.“
Keine Probleme mit mangelhafter Qualität
China ist deshalb an strategischen Partnerschaften interessiert. Auch Berndes lässt in China produzieren – bei langjährigen Geschäftspartnern. Warum also einen Großteil der Produktion zurückholen? Stimmte etwa die Qualität nicht – wie beim Stofftier-Hersteller Steiff, der schielende Teddys „Made in China“ einstampfen musste und seither wieder in Baden-Württemberg produziert?
„Nein“, sagt Marcus Linnepe. Man habe keine Probleme mit mangelhafter Qualität gehabt, Angst vor billigen Kopien auch nicht. Es sei eine strategische Entscheidung. „Ein Topfset, das in Deutschland 300 Euro kostet, können sie in Hong Kong und Shanghai für 600 Euro verkaufen.“ Weil „Made in Germany“ draufstehe. Und weil es eine wachsende Zahl wohlhabender Chinesen gebe. „Und die sind besonders marken-fixiert.“ Da muss auch IHK-Mann Ehrich beipflichten: „Gerade im Konsumgüterbereich ist ,Made in Germany’ der Verkaufsfaktor.“
„Die Rechnung geht nur bedingt auf“
Bei deutschen Firmen habe ein Umdenken eingesetzt, sagt Wolfgang Nettelstroth von der IG Metall NRW. Viele Unternehmen führen eine Doppelstrategie. Sie entwickelten eigenständige Produkte für den chinesischen Markt und ließen gleichzeitig in Fernost für Deutschland produzieren. Die Qualität müsse aber stimmen. „Die Kostenersparnis ist futsch, wenn sie in Deutschland nacharbeiten müssen.“
Auch Berndes entschied sich wegen der Kosten für eine Produktion in China. „Die Rechnung geht aber nur bedingt auf“, sagt Berndes-Chef Linnepe. Seine Firma könne in Arnsberg viel flexibler Aufträge erledigen und kleinere Stückzahlen herstellen. „Man kann auch mit Produktion in Deutschland Geld verdienen.“
Langfristig strebe sein Unternehmen an, wieder 70 bis 80 Prozent der Töpfe und Pfannen in Arnsberg zu produzieren. Und dann sagt der Berndes-Chef einen Satz, für den er vor Jahren noch belächelt worden wäre: „Ich mache lieber 35 Millionen Umsatz und Gewinn als 50 Millionen Umsatz und verliere dabei Geld.“ Wachstum um jeden Preis sei eben die falsche Strategie. Nur die Exportquote, die wolle Berndes steigern: von derzeit 30 auf rund 70 Prozent.