Der wegen einer Sexparty für Vertreter in die Kritik geratene Versicherer Ergo wehrt sich gegen den Vorwurf systematischer Fehlberatung in der betrieblichen Altersvorsorge. Eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfer PWC habe kein Hinweise darauf geliefert. Allerdings wurden einzelne Verstöße aufgedeckt.
München.
Der von mehreren Skandalen erschütterte Versicherer Ergo wehrt sich gegen den Vorwurf systematischer Fehlberatung in der betrieblichen Altersvorsorge. Die Tochter der Münchener Rück teilte am Donnerstag in Düsseldorf mit, eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfer PWC habe kein Hinweise darauf geliefert, allerdings einzelne Verstöße aufgedeckt. Die festgestellten Unregelmäßigkeiten würden nun mit den Kunden besprochen und gelöst, versprach Ergo-Chef Torsten Oletzky. „Fehler passieren bei uns und in anderen Unternehmen.“ Wichtig sei es, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und zu lernen.
Konkret sei in den vergangenen fünf Monaten überprüft worden, ob bei Kollektivverträgen auch die richtige Zahl der Arbeitnehmer in Firmen versichert gewesen sei. Bei den über 40.000 Kontrakten seit 2002 habe es in 285 Fällen Abweichungen gegeben. Bei 0,4 Prozent oder 330 Arbeitgebern seien einzelne Policen vertrieben worden, obwohl ein für die Kunden günstigerer Kollektivvertrag möglich gewesen wäre. In wenigen Fällen habe es zudem eine unzulässige Beeinflussung von Entscheidungsträgern gegeben. In drei Fällen könnte es sogar strafrechtlich relevant werden, dies werde nun weiterverfolgt.
Ergo will in Zukunft sauberer arbeiten
Um künftig sauberer zu arbeiten, will die Ergo die in Verruf geratene Vertriebsorganisation der Hamburg-Mannheimer (HMI) umbauen. Ende Januar 2012 solle die Tochter einen neuen Namen bekommen. Dabei werde die Hauptmarke Ergo verwendet. Zudem würden Maßnahmen zur besseren Beratung, Kundenbetreuung und zentraleren Steuerung eingeleitet. Die wichtigsten HMI-Mitarbeiter – die Ergo sprach selbst von drei „Alt-Generälen“ – würden das Haus zum Jahresende verlassen.
Die Misere der Ergo, die ihr Image dieses Jahr eigentlich durch eine breit angelegte Werbekampagne aufpolieren wollte, begann mit der Berichterstattung und immer neuen delikaten Details über eine Sex-Reise für HMI-Vertreter nach Budapest. Danach standen immer weitere Unregelmäßigkeiten und noch mehr Vorwürfe im Raum. Ergo hat wegen falsch berechneter Riester-Policen zum Beispiel schon Kunden entschädigen müssen.