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Volle Kanne für den Messe-Neubau

Volle Kanne für den Messe-Neubau

Für die einen liegt das größte Risiko im Jahrhundertprojekt selbst, für die anderen darin, dass es womöglich scheitert: 200 Gäste kamen zum kontroversen Kaffeesatzlesen.

Essen. 

Wollen mal hoffen, dass seine Pumpe das aushält. Denn wer immer ein Problem mit dem Messe-Teilneubau hat, dem empfiehlt Geschäftsführer Egon Galinnis dieser Tage den gemeinsamen Genuss eines koffeinhaltigen Getränks: „Kommense vorbei, trinkense ne Tasse Kaffee mit mir – wir regeln das.“

Er empfiehlt es Rolf Fliß, dem grünen Bürgermeister, für den der plötzlich vorhandenen Finanzpuffer „auf ominöse Art und Weise rausgerechnet“ wurde. Er empfiehlt es Elmar Braun, seinem einstigen Kollegen im Messe-Direktorium, der ein Kongress-Zentrum im Keller samt unterirdischer Anbindung als „absoluten Irrsinn“ empfindet. Und er legt es überhaupt jedem nahe, der an diesem Abend im großen Saal der Volkshochschule „(M)Essen kontrovers“ lauscht.

Galinnis ist gut drauf, verteidigt jovial das Jahrhundertprojekt – und weiß doch zu gut, dass nach dem letzten Schluck jeder seine eigenen Schlüsse aus dem Kaffeesatz zieht: So ist es auch an diesem Abend, bei dem man die Aus-Kumpeln-werden-Kontrahenten-Verwandlung gleich doppelt erleben darf:

Harmonieren Thomas Kufen und Rolf Fliß sonst nicht prima im Viererbündnis? An diesem Abend bescheinigt der CDU-Ratschef dem grünen Bürgermeister, einen „Ritt auf der Rasierklinge“ zu wagen – und statt Bäume und Solaranlagen-Quadratmetern zur Abwechslung auch mal jene Messe-Jobs zu zählen, die man mit einem Bürgerbegehren riskiert.

Und waren Galinnis und Braun in der Messespitze nicht stets auf einer Linie? Jetzt wirft der Geschäftsführer seinem Ex-Kollegen wie auch anderen Kritikern vor, Fakten zu ignorieren und Stillstand zu üben, während die (Messe-)Welt sich längst weitergedreht habe.

Galinnis lehnt sich weit aus dem Messefenster: Mit dem Teilneubau ließen sich wichtige Weltleitmessen am Standort auf Jahre hinaus an den Standort binden, die Bausumme von 123 Millionen Euro netto sei ihm „heilig“, und die vermeintlich so gekrampfte „Keller“-Anbindung von der Grugahalle zum neuen Kongress-Center würde „von denen, die es hinterher nutzen, begeistert aufgenommen“.

So begeistert, dass der Messe-Chef durchschimmern lässt, die Kosten von rund 2,5 Millionen Euro ließen sich womöglich durch Sponsorleistungen eben dieser Konzerne aufbringen, die mit ihren Hauptversammlungen in der Messe zu Gast sind.

Die 200 Gäste im (unterirdischen) VHS-Saal hören’s mit Erstaunen – auch, dass Ex-Messe-Direktor Braun aus dem Nähkästchen plaudert, wenn er empfiehlt, nicht Zahlen-fixiert zu sein: „Die Tatsache, dass Messen das ganze Gelände belegen, sagt betriebswirtschaftlich noch gar nichts.“

Und doch: Das von den Grünen angezettelte Begehren kritisiert auch er – mag Rolf Fliß noch so sehr betonen, dass Stadt und Messe „keine Angst vor dem Bürger haben sollten: Der ist gar nicht so blöd wie er oft dargestellt wird.“

Ist also das Risiko doch messbar? Moderator Ulrich Führmann hat an diesem „Kontrovers“-Abend vier unterschiedliche Antworten bekommen. Und es sieht nicht so aus, als würde ein Kaffeekränzchen bei Egon Galinnis daran noch irgendetwas ändern.