Die Tafeln in NRW stecken tief in der Krise. Aufnahmestopps, zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine, gestiegene Kosten – sie wünschen sich mehr Hilfe vom Land. Die kommt jetzt auch, allerdings nicht in dem Umfang, indem sie gewünscht waren. DER WESTEN hat mit Petra Jung (63) gesprochen.
Sie ist ehrenamtliche Sprecherin des Landesverbands der Tafeln. Was sie beschreibt, bereitet Sorge vor einer völlig verzweifelten Lage bei den Tafeln, die die Ärmsten der Armen versorgen. Dass Petra Jung aus dem Auto heraus von ihrem privaten Handy mit DER WESTEN telefoniert, spricht bereits Bände. „Es ist eine prekäre Situation“, seufzt Jung. „Die Finanzierung ist schlimm.“
Tafeln in NRW fordern DAS
Die 63-Jährige ist selber erst seit zwei Jahren im Team. Doch sie weiß genauso gut wie ihre alteingesessenen Kollegen, was das große Problem des Verbandes ist. „Wir wollen vom Land eine Verstädterung“, fordert Jung. Es gibt in ganz NRW aktuell 173 Tafeln mit 12.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Und um die zu koordinieren, bräuchte es ein echtes Büro und auch wenigstens eine hauptamtliche Person, die mal ans Telefon gehen kann.
„Bitte nicht an den Ärmsten sparen“, wendet sie sich an NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (65, CDU). Eine kleine Hilfe gab es bereits vom Land. 1,4 Millionen Euro hat die Regierung für die Tafeln in NRW bereitgestellt. Das klingt viel, ist es aber nicht, erklärt Jung. „Wenn wir das mal runterbrechen auf die über 170 Tafeln, bleiben 1.500 Euro pro Tafel pro Monat an Winterhilfe.“ Dankbar ist sie dafür auf jeden Fall. „Aber es ist nicht so, dass das die Lösung unserer Probleme ist.“
1,4 Millionen Euro viel zu wenig für über 170 Tafeln in NRW
Als Beispiel, um diesen Betrag einordnen zu können, reicht es schon, sich die „irren Müllentsorgungskosten“ der Tafeln genauer anzusehen. Diese bekommen von den Supermärkten die Lebensmittel geliefert, die nicht mehr verkauft werden können. Darunter sind auch viele, die wirklich weggeschmissen werden müssen. „Das ist Sondermüll“, erklärt Jung. Und der kostet – eine Tonne etwa 700 Euro.
Die finanzielle Hilfe ist also ein Tropfen auf den heißen Stein. Dabei bräuchten die Tafeln ganz dringend Hilfe – jetzt, wo die Welt in etlichen Krisen versinkt. Die gestiegenen Preise für Strom und Sprit bekommt auch die Tafel mit. Zudem gibt es seit dem Krieg in der Ukraine so viele Kunden wie noch nie.
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Gleichzeitig fallen wegen aktueller Krankheitsfälle viele Ehrenamtler aus. Die Übrigen kommen bei dem Kundenansturm kaum noch hinterher. Zudem sind sie im Durchschnitt 63 Jahre alt. „Die gehen über ihre Grenzen“, stellt Jung klar. „Das macht man auf ewig dann auch nicht.“