Frankreichs Politstar Christine Lagarde (55) glänzt nicht nur als Ministerin am Kabinettstisch, sondern auch als elegante Botschafterin der „Haute Couture“ – Nun will sie IWF-Chefin werden und Dominique Strauss-Kahn beerben.
Paris.
Diese Frau ist ein Phänomen: Was immer Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde anfasst, macht sie anscheinend zu Gold. Nun hat der Polit-Star eine neue Herausforderung im Visier: den Direktorenposten des Internationalen Währungsfonds. Adieu Paris, Good Morning Washington: Die selbstbewussten Franzosen, und nicht nur die, sind sich sicher, dass Madame die einzige Richtige ist. Sie nennen Christine Lagarde ehrfürchtig „La Wonder Woman“, die Wunderfrau.
Ein kleines Wunder ist allein schon die Tatsache, dass die 55 Jahre alte Juristin nach vier knüppelharten Jahren noch immer dem Kabinett angehört und damit nahezu alle Geschlechtsgenossinnen eindrucksvoll überlebt hat. Zum Vergleich: Die feurige Rachida Dati, eine hübsche Immigrantin, scheiterte kläglich als Justizministerin. Die unbequeme Staatssekretärin Rama Yade, der dunkelhäutige Polit-Paradiesvogel, bekam ebenfalls den Laufpass. Und auch Außenministerin Michèle Alliot-Marie, ein anderes Schwergewicht der Ära Sarkozy, fiel kürzlich wegen ihres Skandalurlaubs in die Tunesien auf die Nase.
Ein Siegertyp, schon als Schwimmerin
Dass sie durchsetzungsfähig, ein Siegertyp ist, stellt Christine Lagarde schon als 15-Jährige eindrucksvoll unter Beweis. Damals gehört sie der französischen Nationalmannschaft im Synchronschwimmen an und steht medaillenbekränzt auf dem Siegerpodest. Als die politische Quereinsteigerin 2007 überraschend das „Bercy“ übernimmt, den spektakulären, in die Seine hineinragenden Bürobetonklotz, bricht sie einen anderen Rekord – einen historischen: Denn seit den legendären Tagen der genialen Colberts und Neckers hat noch nie eine Frau an der Spitze des einflussreichen Wirtschafts- und Finanzministeriums gestanden. Mit sicherer Hand wird sie den Tanker Frankreich durch die turbulente Finanzkrise steuern und sich gleichzeitig als leidenschaftliche Europäerin und Euro-Retterin profilieren. Nun erntet sie den Dank. „Die Europäer haben mit ihr eindeutig ihre Beste und Klügste ausgewählt“, preist OECD-Generalsekretär Angel Gurria ihre Qualitäten.
Allein schon optisch verkörpert die stets braungebrannte Französin den Typus der schillernden Karrierefrau. Mit 180 Zentimetern Körpergröße überragt „La Grande Christine“ etliche Kabinettskollegen um Haupteslänge – erst recht, wenn sie ihren schlanken Fuß in Sandaletten mit Pfennigabsätzen setzt. „Ich liebe Mode“, verrät sie einmal einer Finanzzeitung. Eine Leidenschaft, die jeder sehen kann: Modebewusst und stilvoll, elegant und schick – Christine Lagarde zählt zu den bestgekleideten Frauen der Republik und repräsentiert so in aller Welt das Land der „Haute Couture“. Egal ob im dezenten dunkelblauen Hosenanzug bei Ministerkonferenzen, in raffinierter bodenlanger Abendrobe bei einer Soirée – diese Frau setzt Akzente.
Studium in Maryland
Fast überflüssig zu erwähnen, dass sie ihre silbergrauen Haare niemals färbt. Kein Wunder, dass Frankreichs Presse schwärmt: „Oh, unsere CriCri!“ Gelänge ihr der Sprung auf den IWF-Chefsessel in Washington, kehrte sie übrigens in das Land zurück, in dem sie in den siebziger Jahren die Weichen für ihre Karriere gestellt hat. Die Pariser Juristin hat in den siebziger Jahren in Maryland studiert, über zwanzig Jahre später steigt sie in der renommierten Chicagoer Anwaltskanzlei Baker & McKenzie zur Präsidentin auf.
Nach einer gescheiterten Ehe ist die Mutter zweier erwachsener Söhne seit fünf Jahren wieder in festen Händen. Eine echte Lovestory, die zu ihr passt: Denn Xavier Giocanti, den neuen Mann an ihrer Seite, einen Geschäftsmann aus Marseille, kennt sie bereits seit der Studienzeit. „Wir fanden uns damals sympathisch, aber mehr war nicht“, gesteht sie der Illustrierten „Paris Match“. Erst 2006 laufen sie sich in Südfrankreich wieder über den Weg – und da funkt’s.