Ein Twitter-User beschwerte sich darüber, dass die Telekom ihm das Internet gedrosselt hatte. Diese redete sich mit einer Lüge heraus.
Berlin.
Eine gute Lüge muss glaubhaft wirken, um nicht aufzufliegen – vor allem falls sie in sozialen Netzwerken öffentlich gemacht wird. Das musste nun auch die Telekom lernen. Ihre Ausrede entpuppte sich auf Twitter als Unwahrheit.
Der Stein des Anstoßes: Die Telekom schickte einem Kunden, der sich auf Twitter @Steffen_W nennt, einen Brief. Darin schrieb sie, sie müsse ihm seinen Vertrag kündigen, weil sie ihm kein schnelles Internet mit 50 MBit VDSL mehr zur Verfügung stellen könne.
Telekom behauptet, sie trage keine Schuld
Der Grund: In seinem Wohnort müsse „die Telekom ihre bestehende VDSL-Technik entfernen“. Steffen lud ein Foto des Schreibens auf Twitter hoch, erklärte, die Telekom böte ihm nun einen Anschluss mit lahmen 16 MBit an.
Prompt antwortete ihm die Telekom auf die Beschwerde: „Wir tun das wirklich nur sehr ungerne, aber wir müssen unsere Technik dort zurückbauen. Dies war eine Entscheidung der Bundesnetzagentur.“
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Bundesnetzagentur wehrt sich
Damit schob das Telekommunikationsunternehmen die Schuld von sich. Leider hatte sie die Rechnung ohne die Bundesnetzagentur gemacht. Die ist nämlich auch auf Twitter – und wehrte sich.
„Eine solche Kündigung folgt nicht aus Vorgaben der Bundesnetzagentur, sondern ist alleine eine Entscheidung der Telekom“, antwortet sie der Telekom in einem Tweet. Tatsächlich ruderte das Unternehmen später zurück. Nicht Regulierung sei die Ursache für die Kündigung, sondern Vertragsrecht, schrieb die Telekom auf Twitter.
In einem Blogbeitrag erklärt sie zudem, was es genau mit den Kündigungsschreiben und Drosselungen auf sich hat. Hintergrund sei der Ausbau der so genannten Nahbereiche mit schnellem Internet. Denn nicht alle dieser Bereiche baue die Telekom selbst aus.
Internet wird langsamer, um schneller zu werden
Für etwa fünf Prozent hätten Wettbewerber den Zuschlag bekommen, die Telekom müsse die schnelleren Leitungen dann später anmieten. Dabei komme es zu zwei Problemen. Erstens: Die Telekom müsse ihre VDSL-Technik stilllegen und Anschlüsse, die darüber laufen, vorübergehend auf ADSL umschalten. Damit seien aber nur bis zu 16 MBit/s möglich.
Zweitens: Ohne Kündigung gehe es nicht, denn die Verträge müssten umgeschrieben werden. Der Großteil der angeschriebenen Kunden sei aber auf die ADSL-Übergangslösung und den neuen Vertrag eingestiegen. (leve/cho)