In einem internen Bericht stellt sich die Deutsche Bahn selbst kein gutes Zeugnis aus: Demnach war sie 2010 deutlich unpünktlicher unterwegs als noch 2009. Auch die Störungen im Schienennetz nahmen zu.
Essen.
Die Bahn AG hat in einem internen Bericht an die Bundesregierung eine deutliche Steigerung von Verspätungen und Störungen im Schienennetz eingeräumt. Danach sind 2010 insgesamt 206 000 Störungen im Netz aufgetreten, das sind im Schnitt täglich 564 und deutlich mehr als 2008. Damals wurden 189 000 Störungen gemeldet, im täglichen Schnitt 517.
Im Infrastrukturbericht 2010, der der WAZ-Mediengruppe vorliegt, heißt es dazu: „Hauptsächlich mehren sich die Störmeldungen mit betrieblichen Auswirkungen bei Weichen, Leit- und Sicherungstechnik sowie Bahnübergangsanlagen“. Erst am Montag hatte es in Essen wegen einer Signalstörung massive Behinderungen im Bahnverkehr im Ruhrgebiet gegeben.
Die häufigste Ursache für Störungen wie Verspätungen seien Witterungseinflüsse, aber auch „die deutlich gestiegene Anzahl durch Personen im Gleis“. Die Bahn umschreibt damit in vielen Fällen Selbstmorde, deren Zahl das Eisenbahnbundesamt für 2009 auf über 800 beziffert hat.
Pünktlichkeit soll im Netz veröffentlicht werden
Auch die Verspätungen sind laut Infrastrukturbericht angestiegen. „Im Jahr 2010 wurden insgesamt 147,5 Millionen Verspätungsminuten erfasst“, räumt die Bahn ein. 2009 waren es noch 121,4 Millionen Minuten. Am Donnerstag kündigte die Bahn an, ab September die Pünktlichkeit der Züge im Netz zu veröffentlichen.
Der nicht öffentliche Bericht, den die Bahn dem Eigentümer Bund vorlegen muss, um Investitionszuschüsse zu erhalten, nennt auch neuartige Schäden, die gehäuft auftreten. „Seit einigen Jahren wird im Netz durch zunehmend leistungsfähigere Triebfahrzeuge eine Zunahme oberflächennaher Schienenschäden festgestellt“. Diese „Head Checks“ seien mikroskopisch feine Haarrisse. Sie könnten durch Schleifen und Fräsen beseitigt werden.
Bahn will mehr in Netze investieren
Die Bahn AG sagt in dem Bericht zu, dass sie in den nächsten Jahren mehr in den Netzunterhalt investieren will. Dies liegt auch am hohen Alter der Anlagen. Laut Report sind die Brücken im Schnitt 54,8 Jahre alt, Weichen und Gleise zwischen 23,6 und 27,1 Jahre alt. Bei den Brücken will die Bahn mittelfristig die Investitionen um 50 Prozent steigern.