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Neue Debatte um die von Nazis geraubten Folkwang-Bilder

Neue Debatte um die von Nazis geraubten Folkwang-Bilder

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Folkwang-Chef Tobia Bezzola hat noch keine Antwort von der Münchener Staatsanwaltschaft im Fall Gurlitt. Foto: Sebastian Konopka/ WAZ FotoPool
Der spektakuläre Kunst-Fall Gurlitt hat die Diskussion um den Umgang mit NS-Enteignungen wieder befeuert. Zahlreiche bedeutende Bilder des Essener Museum Folkwang sind seit 1937 in der ganzen Welt verstreut. Folkwang-Chef Bezzola hat noch keine Antwort von Münchener Staatsanwaltschaft.

Essen. 

Es gibt in der Kunst-Geschichte wohl wenige Raubzüge, deren Spuren man bis heute so selbstverständlich nachvollziehen kann. Wer wissen will, was mit Folkwangs fabelhafte Osthaus-Sammlung nach 1937 geschehen ist, der muss nicht bis Philadelphia oder Washington reisen, um Chagalls „Purim“ oder Franz Marcs „Weidende Pferde“ zu sehen. Einstige Glanzstücke der Sammlung hängen gleich in der Nachbarschaft, Hannover, Köln oder Münster.

2010 waren sie noch einmal vereint zum „schönsten Museum der Welt“, so der Titel dieser Erinnerungsschau, die eindrucksvoll vor Augen führte, was durch die barbarischen Taten der Nazis verloren gegangen war, die 1937 annähernd 1500 „entartete“ Werke aus dem Folkwang entfernten und über Auktionen in alle Welt verteilten. Auf die Idee, den Verbleib der verlorenen Meisterwerke in Essen zu fordern, war damals niemand gekommen.

Sammler-Paar Fohn tauschte mit Nazis

Da einer der maßgeblichen Kunsthändler, die den Folkwang-Schatz damals verteilten, Hildebrand Gurlitt hieß, ist aber auch die Osthaus-Sammlung wieder ins Scheinwerferlicht geraten. Und so erklärt sich Folkwang-Museumschef Tobia Bezzola auch eine Debatte, die unlängst die Süddeutsche Zeitung am Beispiel der Fohn-Sammlung eröffnet hat. Das Sammler-Paar Fohn war durch Bilder-Tausch mit den Nazis in den Besitz mancher Folkwang-Meisterwerke gekommen. Heute gehört ein Teil davon der Münchner Pinakothek der Moderne.

„Zu Recht?“ fragt die SZ und rührt damit am allgemeinen Konsens, wonach die Nazis ihre Beutezüge 1938 per Gesetz legalisiert hatten und juristischer Anspruch auf Herausgabe seither aussichtslos ist. Der Staat selber war ja der Räuber – und Museen sind staatliche Institutionen. Wer wollte da von wem etwas zurück?

Offizielle Anfrage läuft

Zumindest für Museen wie das Folkwang, die halb städtisch, halb in privater Trägerschaft der Museumsvereine sind, stellt der SZ-Autor diese Einigung in Frage. Eine steile These, die bislang aber wenig Widerhall fand.

Wer die langen und komplexen Rechtsstreitigkeiten um Rückgaben verfolgt hat, wird verstehen, warum Bezzola keinen Anlass sieht, in dieser Angelegenheit vorzupreschen. „Ich bezweifle auch, dass momentan jemand dieses Fass aufmacht.“ Nach seiner Meinung könnte langfristig allenfalls eine konzertierte politische Aktion aller Bundesländer greifen. Auch im Fall Gurlitt gibt es nach Auskunft Bezzolas bis heute keinen positiven Bescheid von der Münchener Staatsanwaltschaft. Die offizielle Anfrage läuft.